China wandelt sich immer mehr zu einer Wirtschaftsgröße mit großem Potenzial an Investitionsvorhaben und dem Interesse Qualitätsstandards an die westlichen Länder anzupassen.
Hierzu bedarf es einer großen Anzahl an qualifiziertem Fachpersonal. Firmen, welche sich in China ansiedeln, können nicht ausreichen Personal mitbringen. Da das chinesische Ausbildungssystem sich stark von unserem unterscheidet wurde im Jahr 2008 ein Kooperationsvertrag zwischen Niedersachsen und der Provinz Anhui beschlossen.
Dieser Vertrag sieht vor das duale Ausbildungssystem Deutschlands in die chinesische Berufsausbildung zu integrieren.
Die Heinrich-Büssing-Schule kooperiert seit 2009 mit Berufsschulen der Stadt Ma’anshan.
Zunächst bestand die gemeinsame Aufgabe geeignete Ausbildungsberufe und dazu gehörende Abschlussprüfungen zu finden und zu organisieren. Neben chinesischen Lehrkräften, eine Umstellung der schulischen Ausbildungsinhalte und einer Aufstockung von praktischen Anteilen musste auch eine Möglichkeit gefunden werden eine Abschlussprüfung nach deutschen Standards durchzuführen. Hierfür wurden mehrere Gespräche mit der AHK (Industrie und Handelskammer im Ausland) in Shanghai geführt. Als Ausbildungsberuf wurde der Zerspanungsmechaniker gewählt.
Für diese neue Form der Ausbildung wurde eine eigene Klasse mit 30 SchülerInnen eröffnet. Da es keine Ausbildungsbetriebe welche Facharbeiter ausbilden gibt, obliegt es den Schulen eine betriebsübergreifende Ausbildung anzubieten. Dafür ist es notwendig Lehrkräfte in die praktische Ausbildung zu unterweisen. Dies wird erreicht indem deutsche Fachpraxis-Lehrkräfte vor Ort in China die Kollegen schulen.
Die sprachliche Barriere wird durch den Einsatz von DolmetscherInnen überwunden.
Die Inhalte der Besuche richten sich nach denen des dualen Systems. Wie auch in Deutschland werden Schwerpunkte nach zeitlichen Vorgaben des Ausbildungsrahmenplans über die entsprechenden Lernfelder bearbeitet.
Die Unterrichte durch die Fachpraxiskollegen werden grundsätzlich mit den Schülern aus den entsprechenden Jahrgängen durchgeführt. Chinesische Kollegen hospitieren im Unterricht und übernehmen partiell einzelne Inhalte.
Die Schule mit der Projektleiterin Frau Chen Yuan, musste viele Hürden meistern, um das Vorhaben der dualen Ausbildung umzusetzen. Maschinen für die konventionelle (manuelle) Fertigung wurden ebenso angeschafft wie ausreichend Handwerkzeuge. Der Stundenplan musste angepasst, der Anteil an praktischer Ausbildung wesentlich erhöht werden. Die Weiterbildung der Lehrkräfte, das Organisieren von (Fach)DolmetscherInnen und der Prüfungen ist ebenfalls eine Herkulesaufgabe, welche umgesetzt werden muss.
Zurzeit werden drei Klassen mit je ca. 30 SchülerInnen ausgebildet. Dies ist nur ein sehr geringer Anteil an der Gesamtschülerzahl dieser Schule.
Insgesamt werden mehr als 20.000 SchülerInnen in 5 Bereichen an dieser Schule unterrichtet. Den Unterricht führen 434 Lehrkräfte durch. 80% der SchülerInnen leben in Schulwohnheimen auf dem Campus. Auch 50% der Lehrkörper haben eine kleine Wohnung, welche sich auf dem Schulgelände befindet. Für die schulische Administration stehen neben dem Direktor 50 Koordinatoren im Dienst. Die Schule verfügt über einen Supermarkt, mehreren Cafés, drei Mensen und zwei Restaurants. Wobei ein Restaurant ausschließlich den Lehrern vorbehalten ist.
Bedingt durch die weltweite Pandemie durch den Corona-Virus fand der letzte Besuch im November 2019 statt. Umso erfreulicher ist es, dass der Jahrgang 2018 im Januar 2022 die Abschlussprüfung nach deutschen Standards bestand. Viele der SchülerInnen haben eine Anstellung in nationalen und internationalen Betrieben bekommen.
Sobald es die epidemiologische Lage zulässt, werden weitere Besuche folgen.
Peter Krammer
Teamleiter Fachpraxis
0531 470-7767
pkrammerbuessing.schule
von Holger Vernier
Das Ausbildungssystem in China wird umgestellt. Das duale System Deutschlands mit schulischer und betrieblicher Ausbildung dient dabei als Vorbild. Bis zum Jahr 2003 hieß dieser Ausbildungsberuf noch KFZ-Mechaniker, aber aufgrund des steigenden technischen Fortschritts im Automobilbau mussten auch die Bedingungen der schulischen und beruflichen Ausbildung angepasst werden. Dieses in Deutschland existierende duale System der Ausbildung kommt jetzt in China zur Anwendung.
In Zusammenarbeit mit dem Chinesischen Zentrum in Hannover wurde der Einsatz von deutschen Lehrern, bei dem Holger Vernier jetzt teilnahm, organisiert. Holger Vernier war für zwei Wochen in der Stadt Beijing, um Schüler in Sachen handlungs- und prozessorientiertem Lernen zu unterrichten.
Die Theorie beherrschen die chinesischen Schüler, aber die praktische Arbeit am Auto ist neu für sie. Die Schüler mussten lernen, was in einer Kfz-Werkstatt alles zu tun ist, von der Reparaturannahme über die Fehlerdiagnose bis hin zur Fertigstellung und Übergabe des Fahrzeugs.
In China gibt es genügend Ingenieure, die ein Auto entwickeln können, aber kaum Mechatroniker, die ein defektes Auto reparieren können. Dort wird seit zwölf Jahren an der Umstellung des Bildungssystems gearbeitet. Das duale System Deutschlands dient dabei als Vorbild. Durch den Einsatz deutscher Lehrer soll die praxisorientierte Ausbildung erweitert werden. Nicht nur die Schüler, auch die Lehrer in China werden so von deutschen Fachkräften unterrichtet.
Holger Vernier
Abteilungsleiter Fahrzeugtechnik
0531 470-7707
hvernierbuessing.schule