Die zur Verschwiegenheit verpflichtet:e Beratungslehrer:in steht allen an der Schule beteiligten Personen (Lehrer:innen, Schüler:innen, Eltern u.a.) zur Seite, die mit einer Situation nicht zurechtkommen und Unterstützung suchen. Hierzu zählen alle Themengebiete von Gewalt über Suizid bis Drogen. Grundsätzlich ist es das Beratungsgesprächsziel, einen Lösungsansatz zu entwickeln, um dann gezielt weitere Ansprechpartner einzubinden, wie zum Beispiel (Schulpsychologische) Beratungsstellen, das Jugendamt, die Landesschulbehörde und andere.
Die neutrale Mediator:in (Vermittler:in) vermittelt zwischen zwei Konfliktparteien (Personen, Gruppen o.ä.) in deren Konfliktlösung. Dabei ist es wichtig, dass beide Konfliktparteien an einer gemeinsamen Lösung ihres Problems interessiert sind.
Die Mediator:in spricht mit den beiden Konfliktparteien über deren Sichtweise zu dem Problem und ist zur Verschwiegenheit verpflichtet.
In einem ruhigen, entspannten und geschützten Rahmen suchen alle nach Absprache nach einer gemeinsamen, einverständlichen und umsetzbaren Lösung.
Auf dem Pausenhof kommt es zwischen zwei Berufsschülern zu einem Streit, in dessen Verlauf Einer (A) den Anderen (B) so heftig gegen den Brustkorb tritt, dass dieser Atembeschwerden und eine kurze Ohnmacht aufweist. Eine Lehrerin der Pausenaufsicht nimmt sich der Schüler an und bietet ihnen an, den Konflikt mit Hilfe der an der Schule vorhandenen Mediatoren zu klären. Die beiden Schüler sind einverstanden und begeben sich gemeinsam zum Büro des Mediators. Nachdem die Beteiligten Platz genommen haben, bittet der Mediator die Beteiligten nacheinander den Vorfall zu schildern. Im Lauf des Gespräches werden sowohl der Streitablauf, als auch die Ziele und Gefühle der Beteiligten geklärt. Anschließend wird eine Vereinbarung ausgehandelt und von den Anwesenden unterzeichnet.
Mit der Ziel- und Gefühlsklärung war es möglich, eine Betroffenheit herzustellen. In der Vereinbarung wurde festgehalten, wie die Beteiligten bei ähnlichen Situationen mit ihren Konflikten umgehen werden. Am nächsten Tag, wurde von dem Klassenlehrer berichtet, waren A und B „ein Herz und eine Seele“.
Jeder Schüler ist bestrebt, unter Wahrung seiner eigenen Individualität, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Durch das Ausleben der Gefühle in Konfliktsituationen entsteht ein Knäuel von Verwicklungen, deren Entwirrung nur durch den Eingriff eines regulierenden Dritten zufriedenstellend gelingen kann.
Ein Transgenderjunge nimmt nach seinem Coming Out vor der Schulklasse ("Ich habe mich einfach vorne hingestellt und den anderen erklärt, dass ich Transgender bin und ab jetzt Hannes genannt werden will. Die haben dann gefragt, was das heißt und ich habe es ihnen erklärt. Schwierigkeiten hatte ich keine und blöde Sprüche kamen auch nicht") mit der Beratungslehrer:in Kontakt auf. Er bittet Sie um Hilfe bezüglich der Namensänderung an der Schule. Die BL erklärt ihm das Antragsverfahren und bietet ein gemeinsames Gespräch mit der alleinerziehenden Mutter des Jungen an. Man trifft sich zu dritt und bespricht die Schritte, die zu unternehmen sind. Die Mutter freut sich über eine Vorlage für den Antrag und stellt diesen in den nächsten Tagen bei der Schulleitung. Mit dem Ratsuchenden wird vereinbart, dass dieser sich mit der Beratungslehrerin in Verbindung setzt, falls es wider Erwarten doch noch zu Mobbing, Diskriminierung oder respektlosem Verhalten im Handlungsfeld Schule kommen sollte. Die Mutter des Ratsuchenden berichtet von positiven Erfahrungen bei einer Selbsthilfegruppe für Eltern Betroffener. Die Beratungslehrer:in nimmt die Kontaktdaten für ihre "Netzwerkübersicht" dankend an und fragt Hannes, ob er sich vorstellen kann, sich bei Bedarf mit jüngeren Transgenderschülern über deren Coming Out Prozess zu unterhalten und so ein Stück weit seine Erfahrungen weiterzugeben. Hannes freut sich und sagt dankend zu.
Der langjährig berufserfahrene Fachtheoriekollege nimmt im Moment seinen Unterricht als anstrengende Dauerbelastung mit körperlichen Schwierigkeiten wie plötzlichen Schweißausbrüchen, häufigem Ohrenpfeifen und wiederholten Unkonzentriertheiten wahr. In der Schule spricht er die Beratungslehrer:in "auf dem Gang" wegen eines Gesprächstermins an. "Ich bin häufig müde und angespannt, oft höre ich ein störendes Pfeifen, was mich ablenkt. Zuhause hat meine Familie mir empfohlen, Rat zu suchen. Meine aktuelle Situation in der Schule belastet mich sehr. Ich habe Angst vor der Klasse zu versagen!" Die Beratungslehrer:in im später folgenden Gesprächsprozess mit dem Ratsuchenden durch ihr sinngemäßes Umschreiben und verständiges Wiederholen sein anliegendes Problem. Sie planen gemeinsam reflektierend das weitere Vorgehen des Fachtheorielehrers und auch einen klärenden Facharztbesuch. Der Kollege berichtet von positiven Erfahrungen nach dem Facharztbesuch in einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Arbeitsbelastungen und schildert der Beratungslehrer:in hierzu Entspannungsübungen. Gerne will er diese auch in einer Weiterbildung im Kollegenkreis kommunizieren.